Beim Neubau stellt sich immer die Frage nach dem Heizsystem. Im Winter soll es schließlich kuschelig warm sein, ohne dass einen die Heizkosten auffressen. Dabei verzichten immer mehr Bauherren auf fossile Brennstoffe. Je mehr wir uns über Heizsysteme informiert haben, desto unsicherer wurden wir. Erst das erste Gespräch mit unserem Architekten brachte uns auf unser zukünftiges Heizsystem.
Für jedes Bauvorhaben sollte jeder selbst schauen, welches Heizsystem in Frage kommt. Es ist eine Entscheidung für die nächsten 20, 30 oder mehr Jahre! Letztendlich werden aber die Kosten die Entscheidung stark beeinflussen: Sie gliedern sich in Anschaffungskosten, Jahreskosten und ergeben die Vollkosten (gerechnet auf die nächsten 20 Jahre).
Ölheizung
Eine Ölheizung erzeugt durch Verbrennung von Heizöl EL (Extra Leicht, flüssig) Wärme für verschiedene Zwecke. Im Ölofen erfolgt die Zündung mit einer Zündflamme und einem speziellen Docht. Der Flammpunkt liegt beim Heizöl bei 55 °C. Heizkessel zur Erzeugung von Wärmeenergie (Raumheizung oder Warmwasseraufbereitung) werden unterschieden in Standard-, Niedertemperatur- und Brennwertkessel. Gemäß Heizverordnung dürfen heute nur noch Brennwertkessel in Neubauten verbaut werden.
Gasheizung
Eine Gasheizung wird meist mit Erdgas betrieben. Andere brennfähige Gase (Flüssiggase bestehend aus Propan oder Butan) sind ebenfalls möglich. Es entsteht bei der Verbrennung Wärme, die an einen Wärmeträger übertragen wird. Gasheizungen können sowohl für Warmwasser als auch Raumheizungen genutzt werden. Unterschieden werden Heizwert-Gasheizungen und Brennwert-Gasheizungen. Ein höherer Wirkungsgrad wird bei letzteren erreicht.
Geothermie-Wärmepumpe
Eine Geothermie-Wärmepumpe entzieht dem Erdreich Wärme. Sie wird auch Sole-Wärmepumpe genannt. In Tiefen von 400 Metern herrschen unabhängig von der Jahreszeit Temperaturen von 0 bis 15 °C. Bei großen Grundstücken können Geothermie-Wärmepumpen mit sogenannten Erdkollektoren installiert werden. Sie befinden sich unterhalb der Frostschicht im Erdbereich. Ist das nicht möglich, kann eine sogenannte Erdsonde aus tieferen Erdschichten die Wärme entziehen. Damit verbunden ist eine Tiefenbohrung. Ein Verbrauch der Erdwärme findet im eigentlichen Sinne nicht statt, weil sich die Durchschnittstemperatur im Erdreich wieder bildet.
Luft-/Wasser-Wärmepumpe
Luft-Wärmepumpen entziehen der Umgebungsluft Wärmeenergie. Anschließend geben sie die gewonnene Energie an das Heizungssystem ab. Außen am Haus wird hierfür ein Ventilator und Verdampfer aufgestellt. Er kann der Luft selbst noch bei -15° C Wärme entziehen. Dabei steigt leider auch der Einsatz von Fremdenergie. Die erzeugte Wärmeenergie ist nicht so hoch wie bei Erd- und Wasser-Wärmepumpen. Beim Kauf daher auf eine hohe JAZ (Jahresarbeitszahl – Angabe in COP) achten. Möglich ist es auch lediglich Kollektoren außen am Haus anzubringen, um die Geräuschbelastung (außen) zu senken.
Pelletheizung
Bei einer Pelletheizung werden Holzpellets verfeuert, um Wärmeenergie zu gewinnen. Ein besonders hoher Wirkungsgrad von 90% zeichnet solche Heizungen aus. Es gibt Einzelöfen, die 6 bis 8 kWh leisten. Sie werden im Raum aufgestellt und meistens erhitzen sie die Raumluft. Pellet-Zentralheizungen kommen ab einem Wärmebedarf von 3,9 kWh zum Einsatz. Pellets müssen periodisch angeliefert werden. Sie werden in einem speziellen Lagerraum im/am Haus gelagert. Bei Bedarf erfolgt die Zuführung automatisch in die Brennkammer.
Nah- und Fernwärme
Bei Fernwärme werden Gebäude mit Heizung und Warmwasser aus der Ferne versorgt. Transportiert wird die Wärmeenergie über gedämmte Rohrsysteme. Sie werden meist unterirdisch verlegt und leiten Heißwasser in das Heizungssystem im Haus. Werden einzelne Gebäude oder kleine Wohnsiedlungen mit Wärmeerzeugung erschlossen, spricht man auch von Nahwärme.
Wasser-/Wasser-Wärmepumpe
Eine Wasser-Wärmepumpe entzieht dem Grundwasser Wärme. Das funktioniert über ein Brunnensystem. Über einen Saugbrunnen wird das warme Wasser hochgeleitet. Das Heizsystem mit der Wärmepumpe entzieht dem Wasser die Wärme. Anschließend wird das kalte Wasser über einen sogenannten Schluckbrunnen wieder in’s Grundwasser geleitet. Wasser-Wärmepumpen erreichen sehr gute Arbeitswerte – in der Regel sind sie 20% besser als bei einer Sole-Wasser-Wärmepumpe und um ein vielfaches besser als bei einer Luft/Wasser-Wärmepumpe.
Vergleich der Heizsysteme: Vor- und Nachteile
Sich mit den einzelnen Heizarten auszukennen ist noch nicht alles. In der folgenden Auflistung habe ich daher versucht die Vor- und Nachteile der Heizsysteme gegenüber zu stellen.
Ölheizung
- Günstige Anschaffung
- Langjährige Erfahrungen mit Ölheizungen (Technologie etabliert)
- hohe jährliche Kosten
- Hohe CO2-Emissionen
- Hoher Platzbedarf für Kessel, Öltanks und Ölheizung
- Abhängigkeit von steigenden Öl-Preisen
- Öl ist ein fossiler Brennstoff
- leichter Geruch im Raum mit den Öltanks
- Keine Abschlagszahlungen
- Keine Förderungen
- stark schwankende Ölpreise
- Kontrolle des Pegelstands erforderlich
Gasheizung
- Günstige Anschaffung
- Übernimmt Warmwasserbereitung
- Langjährige Erfahrungen mit Gasheizungen (Technologie etabliert)
- Kombinierbar mit erneuerbaren Energien (Solarthermie)
- Moderne Gasheizungen sind sparsam
- Umweltfreundlicher als Gas oder Kohle
- Keine Einlagerung wie bei Öl erforderlich
- hohe jährliche Kosten
- Gasanschluss ist teuer
- Gas ist ein fossiler Brennstoff
- Erdgas-Preis ist abhängig vom Ölpreis und vom Ausland
- Thema Sicherheit: Kaminkehrer muss jedes Jahr Anlage überprüfen (Kosten)
Geothermie-Wärmepumpe
- Geringe laufende Kosten / Heizkosten – nur abhängig vom Strompreis (Stromanbieter haben oft spezielle Tarife für Wärmepumpen)
- umweltfreundlich
- Geringere CO2-Emissionen als bei Gasheizung
- nahezu wartungsfrei
- platzsparend
- Kühlung im Sommer möglich
- Schornstein wird überflüssig
- geringere Gefahr als bei Gasheizungen (Explosionen)
- Installation von Flächenkollektoren vergleichsweise einfach (Eigenleistungen)
- sehr hohe Anschaffungskosten
- Bohrungen sind teuer (manchmal mehrmals notwendig)
- Für optimale Wirtschaftlichkeit eine gute Dämmung des Hauses erforderlich
- Ökobilanz schlechter als bei Pelletheizungen (wegen Strombetrieb)
Luft-Wärmepumpe
- Geringe laufende Kosten / Heizkosten – nur abhängig vom Strompreis (Stromanbieter haben oft spezielle Tarife für Wärmepumpen)
- geringere Anschaffungskosten als bei Erdwärmepumpe
- umweltfreundlich
- Geringere CO2-Emissionen als bei Gasheizung
- nahezu wartungsfrei
- platzsparend
- Kühlung im Sommer möglich
- Schornstein wird überflüssig
- geringe Gefahr als bei Gasheizungen (Explosionen)
- COP-Werte beachten (JAZ nicht so hoch wie bei Erdwärmepumpe)
- Geräuschbelästigung durch Außengerät (Ventilator)
- Für optimale Wirtschaftlichkeit eine gute Dämmung des Hauses erforderlich
- Ökobilanz schlechter als bei Pelletheizungen oder Erdwärmepumpen (wegen Strombetrieb)
- Hohe Kosten bei niedrigen Temperaturen (-15° C)
Wasser-Wärmepumpe
- Geringe laufende Kosten / Heizkosten – nur abhängig vom Strompreis (Stromanbieter haben oft spezielle Tarife für Wärmepumpen)
- geringere Anschaffungskosten als bei Erdwärmepumpe (Brunnen sind günstiger als Erdsonden)
- umweltfreundlich
- sehr energieeffizient
- Geringere CO2-Emissionen als bei Gasheizung
- nahezu wartungsfrei
- platzsparend
- Kühlung im Sommer möglich
- Schornstein wird überflüssig
- geringe Gefahr als bei Gasheizungen (Explosionen)
- Hoher Planungsaufwand: Grundwasser muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen (z.B. eisen- und manganarm sein)
- Anschaffungskosten höher als bei Gasheizung
- Für optimale Wirtschaftlichkeit eine gute Dämmung des Hauses erforderlich
- Ökobilanz schlechter als bei Pelletheizungen
- Brunnen haben begrenzte Lebensdauer (einige Jahrzente)
Holzpelletheizung
- Holzpellets sind nachwachsender Rohstoff, der als Nebenprodukt in Sägewerken anfällt
- umweltfreundlich bzw. CO2-neutral: Sehr saubere Verbrennung der Pellets (es entsteht Asche, die zum Düngen genutzt werden kann)
- sehr geringe laufende Kosten
- Pelletpreise sind relativ stabil (unabhängig vom Ausland)
- staatliche Förderung
- unabhängig vom Standort
- sehr hohe Anschaffungskosten
- spezieller Lagerraum für Pellets erforderlich
- Kontrolle des Pelletbestands
- nicht störungsfrei
Fernwärme
- Platzsparend
- Ersparnis bei Wartungskosten
- keine Lagerung erforderlich
- gute CO2-Bilanz
- Keine Anschlusskosten und kein Kamin
- Meist werden fossile Brennstoffe verbrannt
- Großer Teil der Wärme geht beim Transport über Rohrleitungen verloren (geringer Wirkungsgrad)
- langfristige Bindung (kein kurzfristiger Anbieterwechsel möglich)
- Preise für Fernwärme oft über denen von Öl- oder Gasheizungen (Jahresbilanz)
Info
Die Informationen stammen aus eigener Recherche. Alle Angaben ohne Gewähr.
Ich hoffe, dass ihr euch mit meiner Aufstellungen einen groben Überblick über die möglichen Heizsysteme verschaffen könnt. Letztendlich ist aber das optimale Heizsystem abhängig von eurem geplanten Haus (Wohnfläche, Dämmung, ..) und natürlich Standort. An einigen Standorten sind von der Stadt aus keine Luft-Wasser-Wärmepumpen erlaubt. In anderen Baugebieten gibt es keine Möglichkeiten für Nah-/Fernwärme.
Tipp: Hat eure Gemeinde einen Energieberater? Nutzt diesen (meist kostenlosen) Service und lasst euch von einem unabhängigen Experten beraten.
- Bild 1: Ölheizung © Gina Sanders – Fotolia.com
- Bild 2: Gasheizung © ronkos77 – Fotolia.com
- Bild 3: Holzpellets © Thorben Wengert / pixelio.de
- Bild 4: Fernwärme © fefufoto – Fotolia.com