Eine Fußbodenheizung ohne einen Nassestrich ist möglich. Gerade da wo ein niedriger Fußbodenaufbau oder ein geringes Gewicht erforderlich ist, bietet sich eine Fußbodenheizung für Trockenbau an. Wir haben die Rohre und den Trockenestrich (Fermacell) selbst verlegt. Es gibt daher wieder Fotos und eine kleine Anleitung.
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Welche Heizung im Spitzboden?
Da unser Spitzboden offen bleibt (keine Bodentreppe), mussten wir uns für eine Heizung entscheiden. Normale Heizkörper kommen wegen der niedrigen Vorlauftemperatur unserer Wärmepumpe nicht in Frage. Für das Raumvolumen hätten die so groß sein müssen, dass man diese nicht in den Spitzboden bekommen hätte.
Es bleiben zwei weitere Möglichkeiten: zwei Gebläsekonvektoren oder eine Fußbodenheizung mit Trockenestrich. Die Gebläsekonvektoren hätten uns laut Heizungsbauer insgesamt 1.600 Euro gekostet.
Also haben wir uns auch für den Spitzboden eine Fußbodenheizung anbieten lassen. Nicht vergessen sollte man bei dieser Lösung, dass sich der Fußbodenaufbau um 6,5 cm erhöht.
Material und Kosten einer Trockenbau-Fußbodenheizung
Da wir jemanden kennen, der beim Fachgroßhandel für Sanitär und Heizung arbeitet, haben wir uns gleich das Material für die Fußbodenheizung anbieten lassen. Dies beinhaltet:
- Dämmrolle 30-3 für das EG
- Dämmrolle 25-3 für das OG
- Tackernadeln für das Tackersystem im EG und OG
- Heizrohr 16×2 für OG und EG
- Systemplatte für den Spitzboden
- Wärmeleitbleche für den Spitzboden
- Abdeckbleche für den Spitzboden
- Abdeckfolie für den Spitzboden
- Heizrohr 14×2 für den Spitzboden
- 500 Meter Klebeband Rollen für die Dämmrollen
- PE-Randdämmstreifen 160×8 mm
Unser Bekannter konnte uns außerdem noch das Tacker-Setzgerät vom Fußbodenheizungshersteller leihweise organisieren. Das hätten wir sonst mieten oder kaufen (>300 Euro) müssen. Der Gesamtpreis lag bei 3.700 Euro – fast die Hälfte des Preises, welches wir beim Heizungsbauer bezahlen müssten.
Beim Angebot vom Fachgroßhandel war das Material für den Spitzboden enthalten! Die Entscheidung stand also fest: Die Dämmung für die Fußbodenheizung und die Rohre verlegen wir in Eigenleistung.
Kleine Info nebenbei
Was hier in der Rechnung noch fehlt, sind die Trockenestrich-Elemente, die in etwa bei 700 Euro liegen.
Fußbodenheizung und Trockenestrich im Spitzboden
Die Vorteile dieser Lösung sind das geringe Gewicht. Ein Nassestrich wäre auf einer Balkendecke nicht möglich. Es bleibt also nur übrig die Fußbodenheizung mit Trockenestrich zu machen. Im Internet gibt es verschiedene Anbieter. Wir haben vom Fachgroßhandel Purmo genommen. Damit lassen sich Verlegeabstände von 7,5 und 15 cm realisieren.
Der Aufbau des Trockensystems
- TS 14 S Systemplatte EPS 200, 25 mm
- TS 14 S Omega Wärmeleitbleche
- Purmo SKR Heizrohr 14×2 mm
- PE- Abdeckfolie 0,15 mm stark
- Trockenestrich (z.B. Knauf Brio, Fermacell, etc.)
- Bodenbelag
Wie berechnet man Heizkreise für eine Fußbodenheizung?
Bei 20 cm Verlegeabstand (VA) benötigt ihr etwa etwa 4,60 m Rohr je m², bei 15 cm VA ca. 5,80 m Rohr je m² und bei 10 cm VA ca. 8,80 m Rohr je m².
So könnt ihr anhand eurer Fläche recht leicht herausrechnen, wie viele Heizkreise ihr braucht. Bei meinem VA von 15 cm dürfte ich folglich maximal eine Fläche von 17,24 m² pro Heizkreis haben, um nicht 100 Meter Rohrlänge zu überschreiten.
Den Verteiler hatte ich in eine Trockenbauwand relativ zentral an der Treppe gemacht. So konnte man mit den einzelnen Heizkreisen zum einen in den großen Raum, zum anderen auch in den Flur und das kleine Abstellzimmer.
Insgesamt habe ich den Spitzboden in 5 Heizkreise eingeteilt. Bei einem Verlegeabstand von 15 cm sind nie über 100 Meter Länge pro Heizkreis herausgekommen. Zum Überprüfen sind die Rohre mit Meterlängen angegeben. Um die Gefahr von Lecks zu minimieren haben wir nie Rohre verbunden, sondern Reststücke beiseite gelegt (und später bei eBay verkauft).
EPS Systemplatten verlegen
Wie auch bei der Fußbodenheizung mit Nassestrich wird umlaufend ein Randdämmstreifen an die Wand geklebt oder getackert. Los ging es mit den Systemplatten aus EPS. Diese legt man vollflächig auf den verlegten Rauspund aus.
INFO
Beachtet dabei, dass ihr an allen Rändern die Platten so schneidet, dass ihr dort mit den Rohren später wenden könnt. Um möglichst wenig Wendungen im Raum zu haben, wurden die Systemplatten in Richtung lange Raumseite verlegt.
Macht euch jetzt bereits Gedanken wie ihr zu den Verteilern kommt und zurück.
Wärmeleitbleche eindrücken
Nun werden die Wärmeleitbleche in das Styropor gedrückt. Einzelne Bleche lassen sich abknicken und abreißen ohne sie mit einer Blechschere schneiden zu müssen. Legt sie bis 15 cm vor die späteren Schlaufen. Den Abstand sollte man einhalten, weil die Kanten scharf sind und das Rohr beim intensiven Betreten beschädigen können. Wärmeleitbleche nehmen später die Wärme vom Rohr auf.
KLEINER TIPP
Zeichnet euch mit einem Filzstift kleine Pfeile des Rohrverlaufs auf das Styropor, um nicht durcheinander zu kommen. Das erleichtert das Verlegen der Rohre später ungemein!
Aluverbundrohre verlegen
Jetzt werden die Aluverbundrohre verlegt. Ihr braucht hier einen Rohrschneider (Rohrschere – kostet paar Euro bei Amazon). Mit ihm lassen sich auch Verbundrohre gerade abschneiden. Mit einem Kalibrierdorn (auch hier gibt es bei Amazon ein ordentliches) bringt ihr das Rohr wieder in Form und entgratet es gleichzeitig.
Zunächst wird ein Rohrende an den Vorlauf geschraubt. Anschließend verlegt ihr das Verbundrohr. Hierbei geht ihr am besten zu zweit vor: Einer rollt ab und der andere drückt das Rohr in die Wärmeleitbleche. Am Verteiler angelangt längt ihr das Rohr ab und klemmt es an den Rücklauf – weiter geht es mit dem nächsten Heizkreis.
An dieser Stelle solltet ihr eine Druckprobe machen. Das geht entweder mit Luftdruck oder mit Wasserdruck. Wir haben die Rohre zunächst mit Wasser befüllt und dann Druck drauf gegeben.
Abdeckbleche verlegen und PE-Folie
Sobald alle Rohre verlegt sind, müssen Abdeckbleche vollflächig ausgelegt werden. Sie verteilen die von den Wärmeleitblechen abgegebene Wärme auf die gesamte Fläche. Zwischen den Blechen lasst ihr mindestens 5 mm Abstand. Geschnitten hatte ich die Abdeckbleche mit einer Flex auf Maß. Als letzte Schicht des Aufbaus bedeckt ihr die Wärmeleitbleche mit einer PE-Folie. Sie soll mögliche Quietschgeräusche unterbinden.
Trockenestrich verlegen
Wir hatten uns hier ein Angebot vom Baustoffhändler machen lassen für Fermacell Trockenestrich. Er lässt sich leicht und zügig verlegen. Die Elemente sind 2 cm dick. Dabei werden von Werk aus zwei Fermacell-Gipsfaserplatten versetzt verklebt, so dass ein 5 cm Stufenfalz entsteht. Diesen Falz schneidet ihr mit einer Handkreissäge oder Stichsäge bei der ersten Reihe ab.
Bei allen weiteren Reihen und der Verbindung zu anderen Fermacell-Elementen wird der Stufenfalz mit Fermacell Estrich-Kleber verklebt. Die einzelnen Platten verschraubt ihr am Stufenfalz mit Gipsfaserschrauben in der passenden Länge. Alternativ kann man auch Spezial-Spreizklammern statt Schrauben verwenden. Das geht schneller – leider hatte ich aber die entsprechende „Pistole“ dafür nicht.
Vorteile von Trockenestrich
- Schalldämmend
- schnell und einfach zu verlegen (ein Mann)
- sofort mit Oberbelag belegbar, da keine Feuchteeinbringung
Hier noch ein paar Fotos:
Auf dem letzten Foto sieht man die verlegten Platten am nächsten Tag. Der Estrichkleber tritt teilweise beim Erhärten aus den Fugen. Diese überstehenden Klebereste könnt ihr mit einer Kelle (oder Schaufel) einfach abstoßen. Damit ist der Boden für den Oberbelag (z.B. Laminat) verlegebereit.
Fazit: Fußbodenheizung in Trockenbauweise selbst verlegen
Abschließend hat uns überrascht wie leicht sich so eine Fußbodenheizung als Trockenbau-Lösung verlegen lässt. Lediglich weil es der Spitzboden war und wir keine richtige Treppe hatten, war etwas problematisch. Die Abdeckbleche und die Estrichplatten wiegen eben doch einiges. Über eine Leiter ging es aber zu zweit dann doch.
Aufpassen sollte man dabei, dass man die Rohre beim Verlegen nicht beschädigt und pro Heizkreis eine Rohrlänge von 100 Meter nicht überschreitet. Wie ihr das berechnet, habe ich in diesem Artikel ja beschrieben. Zusammengerechnet waren wir mit dem Verlegen des Trockenbausystems etwa drei Tage beschäftigt. Für den Trockenestrich haben wir dann nochmal zwei Tage gebraucht.
Wie geht es weiter?
Im Spitzboden sind wir jetzt so weit, dass die Wände und Dachschrägen mit Gipskarton beplankt werden können und anschließend das Laminat verlegt werden kann. So weit sind wir aber noch nicht. Im nächsten Artikel geht es um die Fußbodenheizung im EG und OG. Dort verlegen wir aber ein Tackersystem und Zementestrich.
7 Kommentare zu „Fußbodenheizung Trockenbau: Kosten, Aufbau & Trockenestrich verlegen – so geht’s“
Hallo, das sieht ja alles ganz toll aus und ich bin derzeit auch dran. Aber ich habe ein riesiges Problem: An den Kurven will das Verbundrohr immer wieder nach oben und jetzt hab ich Angst, dass der Trockenestrich dann nicht satt aufliegt. Gibt es da einen Trick?
Hallo David,
Ihr müsst das Rohr – wie die Elektriker die Kabel – abrollen. Dann sollte da eigentlich nichts hoch kommen. Bei uns gab es auch einige wenige Stellen wo es hoch wollte. Die ließen sich aber mit dem Fuß wieder reindrücken und hielten dann auch.
Sehr schön. Dies ist neben der Rauspund/OSB Seite schon die zweite Doku, die unserem Hausbau passt. Habt ihr die Heizung vorher auf den Mehrbedarf für das DG auslegen lassen oder macht die das einfach nebenbei?
Hallo Hendrik,
wir haben den Spitzboden in unserer Heizlastberechnung und folglich der Heizung berücksichtigt.
Bisher passt auch alles. Der Verbrauch ist ebenfalls wie erwartet (siehe Beitrag zu den Wärmepumpenkosten).
Beste Grüße,
Konstantin
Wie hoch ist bei euch der Fussbodenaufbau über dem Rauspund? Der Treppenbauer will das von mir wissen.
Bei den mir bekannten Lösungen werden Abdeckbleche nur bei den Umlenkbögen verwendet, da hier keine Wärmeleitbleche liegen. Welcher Hersteller wurde verwendet?
Hallo Hendrik,
einige Hersteller wie zum Beispiel ThermoLutz schreiben, dass die Abdeckbleche die Wärme besser verteilen und zusätzlich die Heizrohre schützen.
Bei unserem System (Purmo) hatte ich auch mal gelesen, dass der Schallschutz dadurch etwas erhöht werden soll. Ich hatte gerade bei Purmo angerufen. Mittlerweile wurden die Wärmeleitbleche aus dem System genommen, weil Untersuchungen ergeben haben, dass die Wärme auch ohne sie gut verteilt wird. Deswegen findest du sie auch nicht mehr auf der Purmo-Webseite unter Bodenaufbau beim Trockensystem im Schaubild. Du kannst sie also auch weglassen.
VG,
Konstantin