In diesem Ratgeber schreibe ich dir, wie ich seit Jahren Metallbohrer ohne Vorrichtung freihändig schärfe. Ich stelle dir die verschiedenen Schneiden eines Bohrers vor und die richtigen Winkel, damit dein Bohrer wieder perfekt in Metall bohrt.
Meine persönlichen Heimwerker-Tipps: Ich habe unzählige Produkte rund um Hausbau und Heimwerken ausprobiert, und nur die besten davon empfehle ich dir weiter. Alles, was mir wirklich geholfen hat, habe ich hier für dich zusammengestellt. Schau doch mal rein – ich bin sicher, du findest etwas, das dich weiterbringt!
- Ein neues Bohrerset (HSS-Bohrer) kostet je nach Qualität meist 20 bis 40 €. Wenn du Bohrer schleifst, sparst du.
- In diesem Beitrag erfährst du, welche Erfahrungen ich beim Bohrer schleifen mit dem Doppelschleifer gemacht habe.
- Im Video beschreibe ich die Kipp- und Drehbewegung beim Schleifen.
- Spitzenwinkel von 118 bis 120 Grad sind optimal. Der Freiwinkel sollte zwischen 3 und 14 Grad sein. Mit meinem Trick kannst du den Winkel leicht überprüfen.
- Keinen starken Druck beim Schleifen anwenden.
Video: Bohrer schleifen
Alte Bohrer nicht wegwerfen!
In unserem Metallgerätehaus musste ich bereits einige Löcher in Metall und Aluminium bohren und auch bei so einigen DiY-Projekten rund um unser Haus. Neue Bohrersets für Metall können teuer sein. Sie kosten zwischen 20 und 40 €. Statt neue zu kaufen, zeige ich dir, wie du alte, stumpfe Bohrer wieder fit machst. In meinem Video habe ich beispielhaft zwei Bohrer geschärft und die Bohrleistung in Holz und Aluminium vor und nach dem Schärfen verglichen.
Materialien und Werkzeuge
Doppelschleifer
Ein Doppelschleifer ist ein gutes Werkzeug zum Schärfen von Metallbohrern. Mein Modell hat ca. 100 € gekostet. Es gibt aber auch Modelle ab 45 €. Ich empfehle eine feine Schleifscheibe mit einer Körnung von mindestens 120. Die grobe Scheibe ist höchstens etwas, um große Bohrer in Form zu bringen.
Schleifscheibenabrichter
Ich würde immer empfehlen einen Schleifscheibenabrichter mit Diamantkopf zu nutzen, um die Scheibe in Topform zu halten. Besonders die für Kante ist es wichtig, wenn man die Bohrer ausspitzen möchte.
Vorbereitungen & Grundlagen
Bevor es losgeht, solltest du den optimalen Winkel der Hauptschneiden überprüfen. Idealerweise liegt dieser bei 118 bis 120 Grad. Mit einer selbst gefertigten Schablone kannst du diesen Winkel genau einhalten. Denk an deine Arbeitsschutzkleidung: Trage Gehörschutz und eine Schutzbrille, verzichte aber auf Handschuhe.
Spitzenwinkel
Die beiden Hauptschneiden bilden den Spitzenwinkel. Den kannst du beeinflussen, indem du den Bohrer im richtigen Winkel zur Scheibe führst.
Ein größerer Spitzenwinkel (z.B. 135 Grad) ermöglicht eine bessere Zentrierung, weniger Vorschubdruck und geringere Wandreibung. Außerdem neigt der Bohrer weniger in weicheren Materialien zu verklemmen. Größere Winkel sind für harte Materialien besser geeignet.
Ein kleinerer Spitzenwinkel (z.B. 118 Grad) erfordert mehr Vorschub und der Bohrer arbeitet aggressiver. Geeignet ist dieser für weichere Materialien wie Aluminium und Kunststoff.
Freiwinkel
Der Freiwinkel gibt an wie stark die Freifläche hinter der Bohrschneide abfällt. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Reibung zwischen Bohrer und Werkstück sowie bei der Spanabfuhr.
Ein größerer Freiwinkel an einem Bohrer führt zu geringerer Reibung zwischen Bohrer und Werkstück und verbessert die Spanabfuhr, was besonders bei weichen Materialien wie Aluminium vorteilhaft ist. Allerdings kann ein zu großer Freiwinkel die Schneide schwächen und schnelleren Verschleiß bewirken.
Im Gegensatz dazu resultiert ein kleinerer Freiwinkel in einer stärkeren Schneide, die sich besser für harte Materialien wie Edelstahl oder Titan eignet. Jedoch kann ein kleiner Freiwinkel zu erhöhter Reibung und Wärmeentwicklung sowie zu Schwierigkeiten bei der Spanabfuhr führen, was die Oberflächengüte beeinträchtigen und den Bohrer stärker belasten kann.
Schleifen – So geht’s
Leg den Bohrer auf zwei Finger und führe ihn langsam zur Scheibe.
Mache eine Kippbewegung aufwärts und drehe den Bohrer gleichzeitig, um den richtigen Freiwinkel zu erzielen. Die Freifläche muss dabei nach hinten abfallen.
Achte darauf, dass die Hauptschneide der höchste Punkt ist. Kontrolliere dein Schleifergebnis zwischendurch.
Weitere 6 Tipps und Wichtiges
Tipp 1: Auf Kühlung achten
Achte beim Schleifen auf die Kühlung des Bohrers, um eine Überhitzung und damit ein Weichwerden des Metalls zu vermeiden. Ein Gefäß mit Wasser reicht aus, um den Bohrer zwischendurch in das Wasser zu tauchen.
Besonders neue Billigbohrer verheizt man sonst. Sie laufen dann farbig an und das Metall wird weich. Damit lässt sich nicht mehr richtig bohren. Cobolt-Bohrer sind etwas stabiler und unempfindlicher gegenüber Überhitzung.
Tipp 2: Spitzenwinkel beachten
Der Spitzenwinkel sollte idealerweise bei 118 Grad liegen. Falls du keinen digitalen Winkelmesser hast, kannst du auch zwei große Muttern verwenden, um einen Winkel von 120 Grad zu erzielen.
Tipp 3: Freiwinkel beachten
Hinter den Hauptschneiden sollte die Freifläche abfallen. Der Spitzenwinkel sollte 3 bis 14 Grad betragen. Je höher der Spitzenwinkel ist, desto „aggressiver“ bohrt sich der Metallbohrer ins Material. Ein zu geringer Winkel verhindert, dass der Bohrer sich ins Material arbeitet.
Tipp 4: Symmetrische Hauptschneiden
Beide Hauptschneiden sollten die gleiche Länge haben, damit die Bohrspitze symmetrisch ist. Beim Schleifen des Bohrers daher beide Hauptschneiden abwechselnd bearbeiten. Ist die Querschneide außer Mitte, bohrt der Bohrer größer!
Tipp 5: Vorbohren
Selbst wenn der Bohrer scharf ist: Vorbohren ist bei größeren Bohrlöchern wichtig. Verwende einen kleineren Bohrer für das Loch, der etwa 1/3 des späteren Bohrdurchmessers ausmacht.
Tipp 6: Bohrer ausspitzen
Ist vorbohren nicht möglich oder kommt nicht in Frage, dann kannst du Bohrer „ausspitzen“. Sinn macht das bei Bohrern ab 12 mm. Dann ist die Querschneide groß genug. Hierfür muss die Schleifscheibe sauber abgezogen sein, um eine scharfe Ecke zu haben.
Mit der Ecke schleifst du ein wenig „Seele“ des Bohrers weg. Die Querschneide wird kleiner und der Bohrer kann sich leichter ins Material arbeiten. Allerdings wird auch die Hauptschneide dadurch kleiner und die nötige Kraft für den Vorschub ebenfalls.
Wichtige Fragen und Antworten zum Schleifen von Bohrern
Welche Scheibe zum Bohrer schleifen?
Ich verwende immer die feine Scheibe des Doppelschleifers. Sie sollte eine Körnung von größer als 120 haben. Die grobe Schleifscheibe ist für Hartmetall und eher eine Schruppscheibe mit der Material grob abgetragen wird. Mit der feinen Scheibe lassen sich Bohrer über 3 mm gut schleifen.
Wie viel Grad Bohrer schärfen?
Ein Spitzenwinkel von 118 bis 120 Grad ist ideal. Größere Winkel von 135 Grad sind für hartes Metall besser geeignet. Der Freiwinkel sollte 3 bis 14 Grad haben, je nach Material und Zielen.
Wann ist ein Bohrer stumpf?
Beim Bohren merkst du es wahrscheinlich am besten. Ein weiteres Anzeichen eines vollständig ausgeglühten Metallbohrers ist die charakteristische Anlassfarbe (blau-lila). Ist der Bohrer verfärbt, dann ist es ausgeglüht und sollte nicht mehr verwendet werden.
Du kannst durch richtige Lagerung und Pflege die Standzeit des Bohrers erhöhen. Eine Kühlung mit Wasser oder Bohröl ist wichtig, um die Hitzeentwicklung zu reduzieren.
Dann ist ein Bohrer stumpf:
- Die Querschneide ist nicht mehr in der Mitte des Bohrers.
- Schneidkanten sind unterschiedlich lang.
Brauche ich eine Schablone zum Bohrer schleifen?
Nicht zwingend. In meinem Video zeige ich dir aber, wie du dir einfach eine Bohrschablone selbst machen kannst, um den optimalen Winkel beim Schleifen einzuhalten. Das erleichtert das Schärfen der Metallbohrer gerade für Anfänger.
Mit ein wenig Übung und der richtigen Anleitung kann man Metallbohrer selbst schärfen. Beim Schleifen sollte man aber einige Punkte beachten, wie die Winkel. Hast du weitere Tipps oder Ergänzungen? Dann schreib doch gerne einen Kommentar, wie du deine Bohrer schärfst.
2 Kommentare zu „Bohrer schleifen – Anleitung zum Schärfen von Metallbohrern“
Wow, danke für diesen Beitrag! Habe ihn voller Spannung gelesen, top erklärt und der Tipp mit den Sechskant-Muttern ist genial!
Allerbesten Dank und weiterhin viel Freude beim Heimwerken ;)
Beste Grüße,
Nino
Gerne Nino. Dir auch vielen Dank für den Kommentar. Wenn du das erste Mal Bohrer schärst, langsam vorgehen und üben. Das wird mit jedem Bohrer besser.
Viele Grüße,
Konstantin